Tyrannei der Fellnasen

Von Susanne Schubert-Scherer / Erkrath /

 

 


 

Es scheint einen Katzenknigge zu geben, wie Fellnasen grundsätzlich jegliche Erziehung vergessen, wenn sich Besuch ankündigt. Tyrannei oder System?

Katzenknigge bei Besuch

-kratze kurz vor dem Eintreffen der Gäste im Eingangsbereich gut sichtbar ein Stück Tapete ab, damit gleich klar ist, dass dieses hier ein Katzenzuhause ist,

 

- buddle im Katzenklo dein Häufchen nicht unter, sonder lass deinen Duft durchs Haus ziehen; animiere weitere Samtpfoten, sofort das Gleiche zu tun,

 

- renne zuerst ins Wohnzimmer, wenn es klingelt und werfe deinen Spielkorb um; verteile schnell all deine Mäuse und andere Kleinteile,

 

- begrüße dann die Gäste, denjenigen zuerst, der keine Notiz von dir nimmt und weiche anderen angebotenen Streichelhänden zunächst einmal aus,

 

-beobachte das Aufhängen der Mäntel und zeige dem Besuch durch Einkrallen und Langmachen in ihre Kleidung, dass du sie ebenfalls willkommen heißt,

 

- verschwinde hinter die Bücherregale wenn es Besuch ist, der dich kennen lernen möchte,

 

- rieche an den Schuhen, wenn alle Platz genommen haben und prüfe mit deinen Zähnen die Lederqualität,

 

- setze dich bei demjenigen Gast auf den Schoß oder zumindest dicht daneben, dessen Kleiderfarbe Kontrast mäßig sich gut von deiner Fellfarbe abhebt,

 

-inspiziere gründlich durch Ausräumen abgestellte Handtaschen und sieh nach, ob sie wenigstens an dich gedacht haben,

 

- ignoriere komplett für eine harte halbe Stunde mitgebrachte Leckerchen und beiße danach kräftig beim Hapsen in die Fingerspitzen,

 

- schleppe dein Spielzeug an und lege es mindestens! neben dem Kuchenteller ab,

 

- versuche gleichzeitig, etwas von der Kaffeesahne zu ergattern und stoße bei energischem Wegjagen den Sahnebehälter mit um,

 

- blicke völlig erstaunt dein Frauchen bei Protesten an und tue so, als wäre dieses Verhalten ohne Gäste im Haus doch absolut in Ordnung,

 

-schreie bei ungenügender Aufmerksamkeit so laut nach Futter, damit jeder weiß, dass du bereits wochenlang hier am Hungertuch nagst,

 

- klemme dir dann Futterstückchen aus der Küche zwischen die Zähne und gehe damit zum Verspeisen ins Wohnzimmer und zermatsche vorzugsweise das Bröckchen auf dem Teppichboden, auch wenn du sonst nur in der Küche frisst,

 

- beobachte danach die Reinigungsarbeiten deines Frauchens und kümmere dich dann, solange sie wieder beschäftigt ist, um die Gäste,

 

- stürme mit Riesenradau mit deinen Kumpels durch die Wohnung und werfe Sachen aus den Regalen,

 

-verzieh dich erst dann, wenn sich alles um dich dreht und man bereit ist, auf deine Spielaufforderungen einzugehen,

 

-schlüpfe bei Übernachtungsgästen mit in ihr Zimmer und begrüße sie dort vom gemachten Bett aus,

 

-helfe ansonsten beim Bettenmachen und setz dich aufs Kopfkissen,

 

-begleite Besuch auch ins Bad, lass ein paar Haare im Waschbecken zurück und lege dich auf ihre frisch gewaschenen Handtücher,

 

- lass dich nicht aus dem Gästezimmer vertreiben, sondern verstecke dich so unter dem Bett, dass niemand dran kann,


-wecke morgens durch lautes Geschrei oder besser noch kombiniere dieses mit

Sprüngen aufs fremde Bett und Kratzen an den Möbeln,

 

- beziehe wenn möglich weitere Samtpfoten in den Radau mit ein,

 

-unterstütze morgens die Gäste beim Anziehen und hake dich vorzugsweise in Nylonstrümpfe,

 

-bestehe darauf, zuerst dein Fressen zu bekommen und inspiziere während des Dosenöffnens schnell den gedeckten Frühstückstisch,

 

-zeige am Frühstückstisch, dass du auch Brötchen mit Butter magst,

 

-begleite Gäste beim Abschied freundlich zur Tür und zwicke sie kurz in die Waden, damit sie dich nachhaltig in Erinnerung behalten und zumindest das nächste Mal etwas für dich mitbringen,

 

- versichere dich am Fenster, dass sie wirklich verschwinden und vermittle so den Eindruck, als würdest du ihren Weggang bedauern,

 

-sei hinterher zumindest kurzzeitig die liebste Katze von der Welt,

 

-mache all diese Dinge nur bei jedem zweiten Besuch, damit du nicht Gefahr läufst, vorher weggesperrt zu werden.