Seele

 

 

Wesen und Sozialverhalten

Mimik


Eine sehr bewegliche Nasen-, Lippen-, Backen-, Ohr- und Stirnmuskulatur, eine
schnell veränderliche Pupillengröße, die verlängerten Backenhaare und die
langen Tasthaare der Oberlippe (Schnurrhaare) erlauben der Katze, ihrem
Gegenüber sehr verschiedene Gesichter zu zeigen.

Nach vorn gestellte Ohrmuscheln drücken freundliches Interesse,
verschiedene Grade der Aufmerksamkeit bis hin zu äußerster Anspannung aus,
je nachdem wie weit die Stirnmuskeln sie zur Mitte hin zusammenziehen.
Hochgestellte, aber nach hinten gedrehte Ohrmuscheln sind eine Angriffs-,
besser gesagt eine Beißdrohung: Hau ab, oder ...!
Knickt die Katze die Ohren nach hinten ein und zieht sie seitwärts herab,
so schlägt ihre Stimmung in Abwehrbereitschaft, Angst und schließlich Fluchtbereitschaft
um.

Bei ängstlicher Erregung, besonders wenn kein Fluchtweg mehr offen
steht, zieht sich die Backenmuskulatur nach unten zur Kehle hin zusammen.

Die Schnurrhaare geben durch ihre Stellung ebenfalls Auskunft über die
gegenwärtige Stimmung: Breit gefächert und nach vorn gerichtet künden
sie von Aufmerken und schneller Aktionsbereitschaft; seitwärts gerichtet und
weniger gespreizt drücken sie Ruhe, ja Behagen aus; schmal zusammen 
und nach hinten angelegt beweisen sie Zurückhaltung, ja Scheu und Ängstlichkeit.

Gestik


Ein waagerecht vor gereckter Kopf signalisiert Annäherungsbereitschaft welcher Art,
erläutert die begleitende Mimik und Gestik. Eine Katze, die sich Überlegen fühlt,
hebt dabei den Kopf nicht die Nase an. Senkt sie den Kopf und zieht dabei
das Kinn mehr oder weniger ruckartig an, oder wendet sie ihn zur Seite, so
drückt sie damit ihr Desinteresse aus oder auch, bei Begegnung mit einer fremden
Katze, dass sie weder provozieren noch sich provozieren lassen möchte.

Hochgereckte Beine zeigen Selbstsicherheit bis zur angriffsbereiten Spannung
an. Knicken die Hinterbeine ein, weist das auf Unsicherheit bis Ängstlichkeit hin.

Bleibt der Rumpf gestreckt, so ist die Katze selbstsicher. Sackt der Rumpf nach unten,
so deutet dies auf Unsicherheit und Scheu hin. Der bekannte

Katzenbuckel entsteht, wenn die Katze vorn schon zurückweicht, während sie mit
dem Hinterteil noch tapfer standhält.

Schwanzbewegungen sind das Stimmungsbarometer der Katze.
Schnelle, ruckartige Hinundherbewegungen verraten Erregungen verschiedenster
Art. Fühlt sich die Katze gestört oder belästigt, sind diese Schwanzbewegungen
besonders heftig und schlagen oft auch hörbar kräftig auf den Boden. Senkrecht
hochgerichtet ist der Schwanz bei freundlicher Begrüßung, als Aufforderung zur
Analkontrolle. Läuft die Katze damit vom Adressaten fort, so heißt das: Bitte folgen.

Bei intensivem Drohen hält die Katze den Schwanz meist ruhig, nur die äußerste
Spitze zuckt heftig. Der Schwanz ist dabei an der Wurzel ein kurzes Stück
gestreckt und weist dann in scharfem Winkel nach unten. Bei einer hoch
abwehrbereiten, in die Enge getriebenen Katze ragt der ganze Schwanz senkrecht hoch.

Lautgebung

Die bekannteste stimmlose Lautäußerung der Katze ist das Schnurren. Seinem
Ursprung nach ist es wohl ein kindliche Lautform, die der säugenden Mutter anzeigt,
dass die Jungen sich wohlbefinden.

Beim Fauchen öffnet die Katze das Maul etwa zur Hälfte, zieht die Oberlippe hoch
und wölbt die Zunge, besonders die Seitenränder, hoch zum Gaumen.

Das Spucken ist die nächste Stufe in der Reihe der Droh- und Warnlaute, ein
scharf und plötzlich halb durch die Nase hervorgestoßener stimmloser Explosivlaut.

Beim Knurren zieht die Katze nicht die ganze Oberlippe, sondern nur die
hinteren Mundwinkel hoch. Mehrfach stoßweise wiederholtes Knurren wird
zum Grollen, wie es vornehmlich die großen Katzen hervorbringen

Duftsignale

Alle Bewegungen, mit denen die Tiere einander und auch den vertrauten Menschen
berühren, führen sie auch an geeigneten Gegenständen aus und übertragen so die
verschiedenen Düfte darauf. Andere Katzen nehmen sie nach Tagen wahr und
erkennen daran den Urheber.

Bekannt ist die Gewohnheit, Kot und Urin in einer sorglich zuvor ausgehobenen Grube
zu verscharren.

Für uns Menschen ausgesprochen unangenehm ist der Drang der meisten Hauskater
und auch vieler Katzen, nicht nur ihr Außenrevier, sondern oft auch das Heim und sogar
den Partner, sei's Katze oder Mensch, zum Zeichen des Besitzes mit Urin zu markieren.

Freiheitsdrang

Das Trachten einer jungen, gesunden Katzenseele strebt nach Jagd, Abenteuer, einem
eigenen Revier kurz: nach der goldenen Freiheit.

Eine richtige Katze braucht freien Auslauf, und wer seine Katze glücklich machen möchte,
sollte ihr die Ausflüge gönnen, sooft und solange sie eben will, mit allen Risiken, die das
nun einmal mit sich bringt.

Vogelmörderin

Wo keine oder fast keine Katzen leben, sind die Vögel sorgloser, fürchten auch die
Katze nicht so, weil sie die von ihnen drohende Gefahr nicht kennen. Zieht dann
eine Katze zu, so fallen ihr zunächst verhältnismäßig viele Vögel zum Opfer. Bald
jedoch sehen sich die Vögel vor, und damit sind die Chancen für die Katze so
ziemlich vorbei. Was sie dann noch fängt, sind schwache, kranke oder verletzte
Vögel oder aber halbflügge Jungvögel.

Speisezettel der Stubenkatze

Fast jede Katze entwickelt Abneigungen und Vorlieben.

Als Grundlage kann dienen, was die Futtermittelindustrie als qualitativ hochwertige
Katzen-Fertignahrung anzubieten hat. Sie enthält alle wesentlichen
Nährstoffe, Mineralien, Spurenelemente und Vitamine, die die Katze benötigt.

Trotz all dieser Vorteile, das bloße Verabreichen von Büchsen- und Trockenfutter
reicht nicht aus. Die Katze beansprucht ihre Zähne viel zu wenig, und außerdem
bekommt sie es auch hier mit dem größten Problem des Wohnungsdaseins zu tun:
der Langeweile.

Also: Glückliche Stubenkatzen bekommen abwechslungsreiche Kost. Muskelfleisch,
Herz, Innereien, Geflügelteile (mit Knochen!) sollten ebenso regelmäßig auf dem
Speisezettel stehen wie kleinere Mengen von Nudeln, Kartoffelbrei oder Reis,
denn Hauskatzen sind keine reinen Fleischfresser mehr wie ihre wilden
Stammverwandten.

 

Alternde Katze

Nach 15 oder mehr Jahren kommt eine Zeit, in der die Kräfte unserer Katze
nachlassen. Sie spielt seltener und nicht mehr so lebhaft und ausdauernd, ihr
Drang nach ausgedehnten Streifzügen bei jedem Wetter lässt nach, sie liebt
die Wärme noch mehr als früher.
Wenn sie aber sonst gesund ist, erscheint sie doch in ihrem ganzen Verhalten
normal und ausgeglichen.

Die Zeit vom Anfang der ernstlichen Vergreisung bis zum Gar-nicht-mehr-
Können ist bei Katzen im Verhältnis zur Gesamtlebenszeit recht kurz. Sie
verfallen oft innerhalb von ein bis zwei Wochen oder allenfalls einigen Monaten
völlig und versterben. Die Tiere werden lethargisch, schlafen viel, verlieren fast
ganz ihren Appetit.

Die Katze mit freiem Auslauf in wechselvoller Umgebung bleibt regsamer und
anpassungsfähiger als die auf eine stets gleich bleibende Wohnung beschränkte.
Eine so mit stets neuen Aufgaben beschäftigte Katze wird im Alter nicht
verstumpfen, lebhafter und damit auch gesünder bleiben.

 

Quelle: Paul Leyhausen  Buch Katzenseele